Wegwerfgesellschaft: Kaufen für die Müllhalde

Nachhaltigkeit vs. geplante Obsoleszenz

Wir alle können diesen Begriff nicht mehr hören: "Nachhaltigkeit"
In jedem Zusammenhang findet man ihn mittlerweile, egal ob nachhaltige Energiegewinnung, nachhaltige Produktion oder um eine nachhaltige Wirkung von Weiß-der-Teufel.
Nachhaltig, das bedeutet nichts anderes als längerfristig, langanhaltend, klingt aber wichtiger, klingt ökologisch - warum auch immer.

Wir leben heute also "nachhaltig"?

Naja, warum sind dann unsere Elektrogeräte dies nicht? Bei der heutigen Produktentwicklungen wird die Dauer der Gebrauchsfähigkeit bewusst reduziert. Verstärkt wird dies durch geeignete Marketingstrategien, die die frühzeitige Bereitschaft zum Erwerb neuer oder nachfolgender Produkte fördern soll. Das ist für die Wirtschaft und für den Verkauf zwar positiv, aber das ist heute alles andere als zeitgemäß.

Die geplante Obsoleszenz ist Teil einer Produktstrategie. Beim Herstellprozess werden in das Produkt bewusst Schwachstellen eingebaut oder Rohstoffe von schlechter Qualität eingesetzt. Das Produkt wird schnell schad- oder fehlerhaft, kann nicht mehr in vollem Umfang genutzt werden und muss ersetzt werden (built-in-obsolescence). 



Einige erste Beispiele für geplante Obsoleszenz:

Es gibt eine unendliche Vielzahl von Produkten, bei denen eigene Erfahrung auf eine gezielte Verkürzung der Produktlebensdauer schließen lässt. Das Problem ist der objektive, nachprüfbare Nachweis. Hier gäbe es ein großes, wichtiges und bisher vernachlässigtes Betätigungsfeld für Umweltverbände, Verbraucherzentralen, kritische Medien und die Politik. Ohne den massiven Druck der VerbraucherInnen wird sich nur wenig tun.



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  • Glühlampen: Ein Beispiel für geplante Obsoleszenz ist das 1924 gegründete Phöbuskartell, in dem die nominale Brenndauer von Glühlampen international auf 1000 Stunden festgelegt wurde, obwohl Glühbirnen viel länger brennen könnten. Quelle: Wikipedia
  • Nylonstrümpfe: Quelle: ORF
  • Gebäude: Gerade in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde mit alten Bautraditionen gebrochen und viele Gebäude extrem kurzlebig gebaut. Ein Beispiel dafür ist der Abriss der 33 Jahre jungen Universitätsbibliothek in Freiburg. Quelle: BUND & Mitwelt
  • Zahnbürsten: Es wäre technisch kein Problem, langlebigere Zahnbürsten zu produzieren
  • Waschmaschinen: Die durchschnittliche Lebensdauer einer Waschmaschine lag im Jahr 1998 bei rund zwölf Jahren; heute hält sie maximal sechseinhalb Jahre, manche Billigprodukte sogar nur drei Jahre“ Quelle: ARGE Abfallvermeidung
  • Epson-Tintenstrahldrucker mit eingebautem Verschleiß: Quelle: WOZ
  • Flachbildfernseher: Billige Elektrolytkondensatoren (Elkos) werden in teure Flachbildfernseher eingebaut und brennen kurz nach Ablauf der Garantiezeit durch. Quelle: Augsburger Allgemeine
  • Drucker: Quelle: ORF
  • Wanderschuhe, Fleece, Trekkinghosen und andere Outdoorprodukte (BoofeLaden: siehe unten)
  • Alle technischen Geräte mit fest eingebautem Akku
    Ein sicheres Zeichen für geplante Obsoleszenz sind fest eingebaute Akkus. Wenn der Akku kaputt ist und nicht ausgetauscht werden kann, dann ist zumeist auch das ganze Gerät kaputt. Die geplant kurze Lebenszeit des Akkus führt zur Begrenzung der Nutzungszeit des Produktes. Eines von vielen Beispielen ist das Smartphone. Der Akku-Ausbau war bei älteren Handys zumeist kein Problem. Bei neuen Smartphones lässt sich der Akku nicht, oder nur mit Spezialwerkzeug bewerkstelligen. Ganz schön „smart“ so ein "phone"... zumindest für die Hersteller. Für unsere Handy-Wegwerfkultur starben allein seit 1998 über 5 Millionen Menschen im "unbeachteten" Coltan-Rohstoffkrieg in Uganda
  • Apple MacBook: Beim neuen, teuren Apple MacBook ist die Eigenreparatur praktisch unmöglich gemacht. Der Reparaturdienstleister "iFixit" hat das neue Retina-MacBook auseinandergenommen und begutachtet. Dabei sind die Bastler zu dem Urteil gekommen, dass es sich bei dem extrem geschlossen entworfenen Produkt um den "am schwersten zu reparierenden Laptop" bisher handelt. Quelle: pressetext.com 
  • Apple iPod: Quelle: ORF
"Bis heute werden nicht ersetzbare Teile in Apple-Geräten verbaut, an den Rest gelangt man nur mit Spezialwerkzeug. Umso erstaunlicher, dass Apple-Produkte weiterhin als Statussymbole taugen - vor allem in einer Gesellschaftsschicht, die sich etwas darauf einbildet, das Auto gegen ein Fahrrad getauscht zu haben und kein Fleisch mehr zu essen." schreibt die Süddeutsche Zeitung

Eine Sonderform der gezielten Verkürzung der Produktlebensdauer 

ist die "Modeerscheinung" der vorabgenutzten Jeans (stonewashed). Der Traum der Industrie in einem System zerstörerischen Wachstums ist die Übertragung des Stonewashed-Prinzips und der gezielten Verkürzung der Lebensdauer auf immer mehr Produkte des täglichen Verbrauchs. Die Zyklen des Produzierens, Kaufens, Nutzens und Wegwerfens sollen immer kürzer werden.

Staatlich organisierte Obsoleszenz: Die Abwrackprämie

Am 27.01.2009 hatte das Bundeskabinett die „Richtlinie zur Förderung des Absatzes von Personenkraftwagen" beschlossen. Wer sein über 10 Jahre altes Auto verschrottete, bekam bei gleichzeitiger Anschaffung eines Neuwagens eine so genannte Umweltprämie von 2500 Euro.
Hans Magnus Enzensberger gab der „Umweltprämie“ den richtigen Namen. Er schrieb: „Die Abwrackprämie ist eine Belohnung für die Vernichtung von Gebrauchsgegenständen; ihr Besitzer empfängt diese Prämie, die er als Steuerzahler entrichtet.“ (Zitatende)

Die Abwrackprämie war tatsächlich auch eine Umwelt- und Wertzerstörungsprämie und der Begriff “Umweltprämie” war orwellsches Neusprech. Viele der neuen Autos haben einen nur geringfügig niedrigeren Energieverbrauch und Schadstoffausstoß als die Altfahrzeuge. Die Energiemengen und Rohstoffe, die bei der Produktion eines Autos verbraucht werden, die damit verbundene Umweltzerstörung und die Schadstoffemissionen spielten in dieser Debatte keine Rolle. Ein Mittelklasse-Auto wiegt 1000 bis 2000 Kilogramm. Industrieprodukte haben einen "ökologischen Rucksack", der rund 30-mal so schwer ist - wenn man etwa den Abraum bei der Erzgewinnung für Stahl und Blech hinzurechnet. 



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