Royal Canin als Sponsor für Bärenkampf in Ukraine
Quelle: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/royal-canin-sponserte-baerenkaempfe-wuetender-protest-gegen-tierfutter-produzenten/8541148.html Das Video zeigt einen Bären an der Kette, bedrängt von zwei Hunden. |
Düsseldorf. Mit Videoaufnahmen bedrängen Tierschutzorganisationen immer wieder Unternehmen, vom Hähnchen-Produzenten bis zum Schweinemäster. In diesen Tagen erwischt es den französischen Tierfutter-Hersteller Royal Canin, eine Tochter des amerikanischen Mars-Konzerns. Mit einer öffentlichen Entschuldigung versucht das Unternehmen Vorwürfen zu entkommen, illegale Tierkämpfe unterstützt zu haben. Doch Kunden und Tierfreunde sind aufgebracht.
„Eure lächerliche Entschuldigung hilft den armen Tieren jetzt auch nicht mehr“, schreibt Facebook-Userin Claudia Stoecker. Sie ist so erbost, dass sie jedes der Worte in Großbuchstaben schreibt – im Internet das Pendant zu einem laut gerufenen Satz. Von „Entschuldigung nicht angenommen“ bis hin zu „Nie würde ich euer Futter kaufen“ gehen die Kommentare auf der Facebook-Seite von Royal Canin Deutschland. Die User im Netz sind sauer – und zwar richtig.
Vor wenigen Tagen ist durch eine Tierschutzorganisation aufgedeckt worden, dass der Hersteller von Hunde- und Katzenfutter illegale Bärenkämpfe in der Ukraine gesponsert hat. Ein Youtube-Video zeigt, wie ein angeketteter Bär mehrere Stunden lang von Hunden angegriffen wird – im Vordergrund flattern die Absperrbänder mit dem Firmenschriftzug von Royal Canin. Auch auf den Pokalen und auf den Werbeutensilien ist das Logo des Futterherstellers klar zu sehen.
Der Konzern erlebt nun, wie ein Ereignis tief in der Ukraine weltweite Folgen haben kann. Denn der Proteststurm jagt auch über die digitalen Präsenzen von Royal Canin in den USA, England, Spanien und Kroatien. Auf seiner deutschen Website und auf seiner Facebook-Seite tritt der Konzern die Flucht nach vorn an und entschuldigt sich wortreich für die Aktivitäten in Osteuropa. Schuld sei die ukrainische Niederlassung, die eigentlich nur eine Hundeausstellung habe unterstützen wollen. Von den schrecklichen „Neben-Aktionen“ habe Royal Canin nichts gewusst. Der Geschäftsführer von Royal Canin in der Ukraine sei davon unterrichtet worden, dass diese Art von Sponsoring zu unterbinden sei.
Lieblose Entschuldigung
Zwar ist die Entschuldigung auf der Facebook-Seite prominent platziert und das Wort Entschuldigung rot unterlegt. Auf eine weitergehende Diskussion mit den empörten Lesern lässt sich das Unternehmen aber nicht ein. Zwar schreibt der Tierfutterhersteller, er übernehme „die volle Verantwortung“ für sein Handeln. Wie diese aber – abgesehen von einer Sensibilisierung der Niederlassungen für Sponsoringmaßnahmen – aussehen soll, bleibt schleierhaft. Auf die vielfache Forderung, das Leid der im Video sichtbaren Bären zu lindern, gibt es keine Antwort.
Entsprechend wenig positive Reaktionen auf die öffentlichkeitswirksame Entschuldigung fährt das Unternehmen ein. Die meisten Antworten sind ablehnend, manch ein Twitterer dreht den Gedankengang sogar noch weiter. Immerhin ist es ja schon ein Widerspruch, einerseits die Bedeutung des Tierschutzes zu betonen und auf der anderen Seite ein Produkt herzustellen, für das andere Tiere ihr Leben lassen müssen.
Das unpassende Sponsoring hat die Tierschutzorganisation Vier Pfoten aufgedeckt. Sie ruft in einem Protestbrief den Tierfutterhersteller dazu auf, die Verantwortung für die Zukunft der gequälten Tiere zu übernehmen. Nach Schätzungen der Organisation gibt es in der Ukraine 15 bis 20 „Kampfbären“.
In der Mitteilung wird ein Video vom umstrittenen Bärenkampf gezeigt, das im April 2013 aufgezeichnet wurde. Die Bilder stammen von einer „Hundeveranstaltung in Dubovy Gay“, die in einem Waldstück in der Nähe von Winnyzja, in der Ukraine, stattfand. Zu sehen sind mehrere Hunde, die auf einen angeketteten Braunbären losgelassen werden. Die Hunde sollen den Bären Verletzungen zufügen – bewertet wird das makabre Spektakel von einem Punktrichter, der die Leistung der aggressiven Hunde benotet.
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